Herausforderungen im Jubiläumsjahr 2023

Ein Interview mit den Geschäftsführenden Gesellschaftern der Firma SCHETTER

Die Familie Schetter legt sehr großen Wert darauf, dass das mittelständische Unternehmen „Wilhelm SCHETTER GmbH Haustechnik" von Firmeninha­bern geführt wird. Deshalb ist der zum Jahreswechsel seit fast 4 Jahren bestellte Geschäftsführer Heino Wolkenhauer in­zwischen zum Gesellschafter des Unter­nehmens aufgestiegen. Gemeinsam mit der Familie Schetter gibt er dem Unter­nehmen ein gesichertes Fundament, auf dem sich SCHETTER in den kommenden Jahren hervorragend entwickeln kann. 

Im Interview mit Markus Schetter und Heino Wolkenhauer haben sich die bei­den Geschäftsführenden Gesellschafter zu den folgenden Fragen geäußert: 

Herr Wolkenhauer, die Corona-Pan­demie scheint sich dem Ende zu nei­gen. Was bedeutet das für Sie? 
Wir sind erfreulicherweise gut durch die­se Pandemie gekommen. In den letzten Jahren hat die Bundesregierung allerdings die Ansprüche an die Gebäudetechnik deutlich erhöht. Wir merken, dass die politischen Bestrebungen zur Erhöhung der Sanierungsrate im Markt ankommen. Erfreulicherweise werden Sanierungen momentan noch stark gefördert. Auf der anderen Seite haben auch wir mit Be­schaffungsproblemen zu kämpfen. Wir lösen diese Herausforderung mit einer deutlich höheren Einlagerung von Kom­ponenten. Zum Glück können wir daher trotzdem in der Regel alle Kundenwün­sche erfüllen. So haben wir im Jahr 2022 erneut die Leistung um ca. 10 % auf über 65 Millionen Euro sowie das Ergebnis steigern können. Für das laufende Jahr sind bereits Aufträge in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro eingegangen. Wir freuen uns, dass ein großer Teil davon das Privatkundengeschäft ausmacht. 

Sie sprechen von höheren Ansprü­chen an die Gebäudetechnik, was meinen Sie damit konkret? 
Das Thema Gebäudetechnik kommt mehr und mehr auf die politische Büh­ne. Man hat erkannt, dass insbesondere in der Bestandssanierung ein erhebliches Potential zur C02-Einsparung steckt. Das hat konkrete, meist positive, Auswirkun­gen auf die Förderung mittels eines Zu­schusses, bedeutet aber gleichzeitig auch gestiegene Anforderungen an die zu installierende Technik. Um diesen Anfor­derungen gerecht zu werden, haben wir fachliche Kapazitäten ausgebaut, indem wir 25 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2022 eingestellt und die Mitarbeiterzahl damit zum Jahres­wechsel auf 288 erhöht haben. 

Wie hat sich die Förderlandschaft denn ganz konkret verändert? 
Die Bundesregierung setzt auf die Elektri­fizierung der Wärmeversorgung. Momen­tan ist ab 1. Januar 2024 eine Pflicht zur Nutzung von 65 % erneuerbarer Energie zur Wärmeerzeugung bei einer Neuins­tallation der Anlage geplant. Damit wird die Wärmepumpe für viele Gebäude sehr interessant, sowohl im Neubau, als auch im Bestand. Darüber hinaus werden Wär­mepumpen mit einem Zuschuss von bis zu 40 % gefördert. Eine Förderung von bis zu 20 % gibt es, wenn zur Wärmeer­zeugung Pellets, Hackschnitzel oder Holz verwendet werden. Zuschüsse werden aber nicht nur für die Wärmeerzeugung gewährt, sondern auch für sogenannte Umfeldmaßnahmen. Das heißt, wenn bei­spielsweise auf eine Flächenheizung (zum Beispiel Fußboden- oder Deckenheizung) umgebaut wird, werden diese Kosten ebenfalls mit bis zu 40 % gefördert. 

Beherrscht denn jeder Betrieb die Installation dieser geförderten Tech­nologie? 
Die fachlichen Anforderungen an die Ins­tallation von Wärmepumpen im Bestand sind sehr hoch. Beginnend mit der Heiz­lastberechnung, der Optimierung der Wärmeübergabe mittels hydraulischen Abgleichs, der Anpassung der Wärme­verteilung und schließlich mit der rich­tigen Einstellung der Anlage. Besonders anspruchsvoll wird es dann noch, wenn hybride Systeme zum Einsatz kommen. Die Effizienz der Anlage hängt am Ende des Tages von vielen Faktoren ab. Beson­ders die Berechnung der korrekten Größe des Pufferspeichers ist von entscheiden­der Bedeutung. Bereits seit 50 Jahren installieren wir Wärmepumpen sowie solarthermische Anlagen und greifen daher auf einen weitreichenden Er­fahrungsschatz zurück. Wir haben uns schon sehr frühzeitig mit diesen Themen auseinandergesetzt, unsere Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter geschult und Kontakt zu den Herstellern aufgebaut. Eine Versorgung mit den momentan gefragtesten Produkten ist bei uns daher sichergestellt. Wir sehen als Unterneh­men dieser Entwicklung mithin gelassen entgegen. Momentan beschäftigen wir rund 130 Servicemitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie eigenes Montageper­sonal. Energiewende Made im Remstal.

Hybride Systeme, was kann man sich darunter vorstellen? 
Die Wärmepumpe verwandelt einen Teil Strom im mehrere Teile Wärme. Daher ist sie so effizient und gilt in der Politik als grüne Technologie. Das Verhältnis zwi­schen Strom und Wärme verschlechtert sich aber bei tiefen Außentemperaturen und hohen Vorlauftemperaturen des Heizungssystems. In manchen Fällen macht dann die Kombination von Wärmepum­pe und einem Brennwertkessel Sinn. Das sind hybride Anlagen. Diese Technologie ist nicht neu, wird aber insbesondere im Bestand eine wichtige Rolle spielen. Denn die Kombination von Wärmepum­pe und Gas-Brennwertgerät schafft zum einen Sicherheit und zum anderen hohe Effizienz. Bei den von uns verbauten Gas­-Brennwertgeräten können bereits heute Gemische aus Biogas bzw. Wasserstoff (10 – 20 %) eingesetzt werden. Hybrid bedeutet aber nicht nur die Kombination von Wärmepumpe und Gas. Eigentlich beschreibt es die Mehrzahl von Wärme­erzeugern, wie zum Beispiel auch die Ergänzung durch Photovoltaik, Solarther­mie oder Feuerstätten mit Wassertasche. Diese müssen natürlich vernünftig aufein­ander abgestimmt sein und Hand in Hand arbeiten. Hierin steckt die Intelligenz der Anlage. Hier sehen wir unsere Stärke. 

Bedeutet das nicht deutlich höhere Kosten für den Kunden? 
Die Frage kann ich auf der einen Seite klar mit ja beantworten. Auf der anderen Seite werden die Mehrkosten im Wesent­lichen noch durch die attraktive BEG-­Förderung abgedeckt und diese neuen Anlagen verringern natürlich auch die Betriebskosten in den nächsten Jahren. Entscheidet sich der Kunde dann noch für eine Photovoltaikanlage und Batte­riespeicher, kommt das Argument der Autarkie hinzu. In Zeiten, in denen die Politik offen über die Abschaltung von steuerbaren Verbrauchern philosophiert, ist dies ein nicht zu unterschätzendes Ar­gument. Von daher ist es uns als Unternehmen auch wichtig, dass die gesamte Haustechnik aufeinander abgestimmt ist. Insbesondere beim Einsatz von mehreren Wärmeerzeugern und selbst produzierter erneuerbarer Energie kommt es wesent­lich auf die Regelung und Steuerung der Einzelkomponenten an, so dass diese im Gesamtsystem möglichst effizient und für den Kunden optimal eingesetzt werden. 

Welches System passt zu welchem Gebäude? 
Die Frage des passenden Heizungssys­tems ist entscheidend. Hier gibt es rie­sengroße Unterschiede, die zu beachten sind. Auch spielen in diesem Zusammen­hang der energetische Zustand des Ge­bäudes oder auch die Verfügbarkeit von Erdgas eine entscheidende Rolle. Die nebenstehende Tabelle gibt eine erste Übersicht. Aber am Ende des Tages ent­scheidet ein ausführliches Gespräch mit dem Kunden unter Abwägung aller Fak­toren über den tatsächlichen Einbau. Uns ist wichtig, dass der Kunde langfristig mit seiner Entscheidung zufrieden ist und die Investition in einem ausgewogenen Kos­ten- / Nutzen-Verhältnis steht. 

Sie erwähnten den hydraulischen Abgleich. Was ist das?
Beim hydraulischen Abgleich werden die unterschiedlichen wasserseitigen Wi­derstände der Heizkörper angeglichen, indem die Komponenten der Heizungs­anlage – also Heizkörper, Thermostat­ventile, Pumpen und Rohre – optimal aufeinander abgestimmt werden. Dies ist inzwischen Grundvoraussetzung für die Förderung. Problem ist nur, dass viele Installationsbetriebe diese Dienstleistung nicht anbieten. Dann wird auch gerne einmal auf die Förderung verzichtet. Das ist meines Erachtens nach nicht zielfüh­rend. Erstens macht der hydraulische Ab­gleich aus Effizienzgründen wirklich Sinn, zweitens macht es aber überhaupt keinen Sinn, auf 40 % Förderung zu verzichten. Wir schulen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Hinsicht regelmäßig und garantieren damit auch für die Er­füllung dieser Fördervoraussetzung. Bei größeren Bestandsimmobilien ist der hy­draulische Abgleich mit sehr hohem Auf­wand verbunden und die Wirtschaftlich­keit darf hinterfragt werden. Die hierfür benötigten Kapazitäten, um zeitnah die Forderung der Politik umzusetzen, gibt es derzeit nicht am Markt. SCHETTER ist in der Lage, seine langjährigen Kunden zu bedienen. Im Bereich der Wohnungs­wirtschaft herrscht hier aber leider Über­forderung. Von daher sehen wir es nicht unbedingt als Nachteil, dass der aktuel­le Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz auf diese Verpflichtung im Bestand verzichtet. 

Gilt das alles auch für den Neubau? 
Die attraktive Förderung bezieht sich im Wesentlichen auf Bestandsgebäude. Der Neubau geht bei der Förderung relativ leer aus. Hier setzt die Regierung auf Ord­nungsrecht, also Zwang. Wir erwarten in Kürze das neue Gebäudeenergiegesetz. Dort werden wir schwarz auf weiß nach­lesen können, dass die energetischen Anforderungen an den Neubau immer weiter steigen werden. Bis hin zu dem Punkt, dass wir wahrscheinlich ab 2025 nur noch Gebäude nach KfW-40-Standard errichten werden dürfen. Der Standard bedeutet, dass nur 40 % Primärenergie im Vergleich zu einem Referenzgebäude benötigt wird. Das hat massive Auswir­kungen auf die Kosten für den Neubau. Ich bin gespannt, zu welcher Lösung sich die Politik wird durchringen können. 

Welche Konsequenzen hat all dies auf die gewerbliche Wohnungswirt­schaft? 
Hier steigen die Kosten ebenfalls, aber die Förderung gilt auch uneingeschränkt für die Wohnungswirtschaft. Zudem bieten wir inzwischen Mietkauf-Modelle an oder der Vermieter entscheidet sich gleich für ein Wärmecontracting. Das macht insbe­sondere dann Sinn, wenn von dezentra­ler Wärmeversorgung, zum Beispiel Gas­-Etagenheizungen, auf eine zentra­le Wärmeversorgung umgestellt wird. Im Rahmen solch tiefgehender Sanie­rungsmaßnahmen sind die Kosten für Wärmeverteilung und -übergabe oft deutlich höher als die des Wärmeerzeu­gers. Selbstverständlich bieten wir von SCHETTER auch umfangreiche Contrac­tinglösungen im Wohngebäudebereich an. 

Was empfehlen Sie Ihren Kunden in so unruhigen Zeiten? 
Es kommt auf Eigenverantwortung an. Die Politik wird langfristig nicht die Heiz­kostenrechnung aller Bürger begleichen können. Ziel muss sein, den Energiever­brauch im Gebäude zu reduzieren. Mög­liche Ansätze sind hierbei Dämmung, Optimierung der Bestandsanlagen, Auswahl der richtigen Hybridheizung oder Photovoltaik. Jeder für sich ist für die Umsetzung in seinem Bereich selbst verantwortlich – egal, ob Mieter oder Eigentümer. Aber: Die jeweilige Einspar­maßnahme ist höchst individuell, vom richtigen Lüften bis hin zu anspruchs­vollen Heizungssystemen oder energe­tischen Vollsanierungen von Gebäuden. Wir unterstützen hierbei gerne, sowohl im Privatkunden- als auch im Gewerbe­kundengeschäft. 

Lassen Sie uns zum Schluss noch über Ihr Unternehmen sprechen. Was steht bei Ihnen an? 
Wir werden dieses Jahr unser 100-jähriges Jubiläum gebührend feiern. Das Motto des Jubiläumsjahres lautet: ,,Eine Familie. Ein Team. Eine Zukunft.". Das ist natürlich ein ganz wichtiger Meilenstein für uns. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die langfristige Bindung von hoch quali­fiziertem Personal an unser Unternehmen, damit wir unseren Kunden Topansprech­partner bieten können. Daher tun wir al­les, um für unsere Mannschaft ein guter Arbeitgeber zu sein. SCHETTER ist aktuell der größte Ausbildungsbetrieb in der Re­gion. Wir beschäftigen 32 Auszubildende in den Bereichen Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Me­chatroniker für Kältetechnik, Technischer Systemplaner und Industriekaufleute. Neun der bei uns ausgelernten Mitarbei­terinnen und Mitarbeiter unterstützen wir derzeit dabei, ihren Techniker-, Meister-, Ingenieur- oder Fachwirt-Abschluss zu er­langen. Nur wer ausbildet, hat zukünftig auch ausreichend qualifizierte Mitarbeite­rinnen und Mitarbeiter. Und: Wir haben hohe Ansprüche. Diese Kombination zahlt sich aus. Basierend darauf können wir die Qualität unserer Arbeit stetig verbessern. Am Ende profitiert davon unser Kunde. Das ist und bleibt unser Anspruch. 

Zurück