Ein Interview mit den Geschäftsführenden Gesellschaftern der Firma SCHETTER
Die Familie Schetter legt sehr großen Wert darauf, dass das mittelständische Unternehmen „Wilhelm SCHETTER GmbH Haustechnik" von Firmeninhabern geführt wird. Deshalb ist der zum Jahreswechsel seit fast 4 Jahren bestellte Geschäftsführer Heino Wolkenhauer inzwischen zum Gesellschafter des Unternehmens aufgestiegen. Gemeinsam mit der Familie Schetter gibt er dem Unternehmen ein gesichertes Fundament, auf dem sich SCHETTER in den kommenden Jahren hervorragend entwickeln kann.
Im Interview mit Markus Schetter und Heino Wolkenhauer haben sich die beiden Geschäftsführenden Gesellschafter zu den folgenden Fragen geäußert:
Herr Wolkenhauer, die Corona-Pandemie scheint sich dem Ende zu neigen. Was bedeutet das für Sie?
Wir sind erfreulicherweise gut durch diese Pandemie gekommen. In den letzten Jahren hat die Bundesregierung allerdings die Ansprüche an die Gebäudetechnik deutlich erhöht. Wir merken, dass die politischen Bestrebungen zur Erhöhung der Sanierungsrate im Markt ankommen. Erfreulicherweise werden Sanierungen momentan noch stark gefördert. Auf der anderen Seite haben auch wir mit Beschaffungsproblemen zu kämpfen. Wir lösen diese Herausforderung mit einer deutlich höheren Einlagerung von Komponenten. Zum Glück können wir daher trotzdem in der Regel alle Kundenwünsche erfüllen. So haben wir im Jahr 2022 erneut die Leistung um ca. 10 % auf über 65 Millionen Euro sowie das Ergebnis steigern können. Für das laufende Jahr sind bereits Aufträge in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro eingegangen. Wir freuen uns, dass ein großer Teil davon das Privatkundengeschäft ausmacht.
Sie sprechen von höheren Ansprüchen an die Gebäudetechnik, was meinen Sie damit konkret?
Das Thema Gebäudetechnik kommt mehr und mehr auf die politische Bühne. Man hat erkannt, dass insbesondere in der Bestandssanierung ein erhebliches Potential zur C02-Einsparung steckt. Das hat konkrete, meist positive, Auswirkungen auf die Förderung mittels eines Zuschusses, bedeutet aber gleichzeitig auch gestiegene Anforderungen an die zu installierende Technik. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, haben wir fachliche Kapazitäten ausgebaut, indem wir 25 zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2022 eingestellt und die Mitarbeiterzahl damit zum Jahreswechsel auf 288 erhöht haben.
Wie hat sich die Förderlandschaft denn ganz konkret verändert?
Die Bundesregierung setzt auf die Elektrifizierung der Wärmeversorgung. Momentan ist ab 1. Januar 2024 eine Pflicht zur Nutzung von 65 % erneuerbarer Energie zur Wärmeerzeugung bei einer Neuinstallation der Anlage geplant. Damit wird die Wärmepumpe für viele Gebäude sehr interessant, sowohl im Neubau, als auch im Bestand. Darüber hinaus werden Wärmepumpen mit einem Zuschuss von bis zu 40 % gefördert. Eine Förderung von bis zu 20 % gibt es, wenn zur Wärmeerzeugung Pellets, Hackschnitzel oder Holz verwendet werden. Zuschüsse werden aber nicht nur für die Wärmeerzeugung gewährt, sondern auch für sogenannte Umfeldmaßnahmen. Das heißt, wenn beispielsweise auf eine Flächenheizung (zum Beispiel Fußboden- oder Deckenheizung) umgebaut wird, werden diese Kosten ebenfalls mit bis zu 40 % gefördert.
Beherrscht denn jeder Betrieb die Installation dieser geförderten Technologie?
Die fachlichen Anforderungen an die Installation von Wärmepumpen im Bestand sind sehr hoch. Beginnend mit der Heizlastberechnung, der Optimierung der Wärmeübergabe mittels hydraulischen Abgleichs, der Anpassung der Wärmeverteilung und schließlich mit der richtigen Einstellung der Anlage. Besonders anspruchsvoll wird es dann noch, wenn hybride Systeme zum Einsatz kommen. Die Effizienz der Anlage hängt am Ende des Tages von vielen Faktoren ab. Besonders die Berechnung der korrekten Größe des Pufferspeichers ist von entscheidender Bedeutung. Bereits seit 50 Jahren installieren wir Wärmepumpen sowie solarthermische Anlagen und greifen daher auf einen weitreichenden Erfahrungsschatz zurück. Wir haben uns schon sehr frühzeitig mit diesen Themen auseinandergesetzt, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult und Kontakt zu den Herstellern aufgebaut. Eine Versorgung mit den momentan gefragtesten Produkten ist bei uns daher sichergestellt. Wir sehen als Unternehmen dieser Entwicklung mithin gelassen entgegen. Momentan beschäftigen wir rund 130 Servicemitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie eigenes Montagepersonal. Energiewende Made im Remstal.
Hybride Systeme, was kann man sich darunter vorstellen?
Die Wärmepumpe verwandelt einen Teil Strom im mehrere Teile Wärme. Daher ist sie so effizient und gilt in der Politik als grüne Technologie. Das Verhältnis zwischen Strom und Wärme verschlechtert sich aber bei tiefen Außentemperaturen und hohen Vorlauftemperaturen des Heizungssystems. In manchen Fällen macht dann die Kombination von Wärmepumpe und einem Brennwertkessel Sinn. Das sind hybride Anlagen. Diese Technologie ist nicht neu, wird aber insbesondere im Bestand eine wichtige Rolle spielen. Denn die Kombination von Wärmepumpe und Gas-Brennwertgerät schafft zum einen Sicherheit und zum anderen hohe Effizienz. Bei den von uns verbauten Gas-Brennwertgeräten können bereits heute Gemische aus Biogas bzw. Wasserstoff (10 – 20 %) eingesetzt werden. Hybrid bedeutet aber nicht nur die Kombination von Wärmepumpe und Gas. Eigentlich beschreibt es die Mehrzahl von Wärmeerzeugern, wie zum Beispiel auch die Ergänzung durch Photovoltaik, Solarthermie oder Feuerstätten mit Wassertasche. Diese müssen natürlich vernünftig aufeinander abgestimmt sein und Hand in Hand arbeiten. Hierin steckt die Intelligenz der Anlage. Hier sehen wir unsere Stärke.
Bedeutet das nicht deutlich höhere Kosten für den Kunden?
Die Frage kann ich auf der einen Seite klar mit ja beantworten. Auf der anderen Seite werden die Mehrkosten im Wesentlichen noch durch die attraktive BEG-Förderung abgedeckt und diese neuen Anlagen verringern natürlich auch die Betriebskosten in den nächsten Jahren. Entscheidet sich der Kunde dann noch für eine Photovoltaikanlage und Batteriespeicher, kommt das Argument der Autarkie hinzu. In Zeiten, in denen die Politik offen über die Abschaltung von steuerbaren Verbrauchern philosophiert, ist dies ein nicht zu unterschätzendes Argument. Von daher ist es uns als Unternehmen auch wichtig, dass die gesamte Haustechnik aufeinander abgestimmt ist. Insbesondere beim Einsatz von mehreren Wärmeerzeugern und selbst produzierter erneuerbarer Energie kommt es wesentlich auf die Regelung und Steuerung der Einzelkomponenten an, so dass diese im Gesamtsystem möglichst effizient und für den Kunden optimal eingesetzt werden.
Welches System passt zu welchem Gebäude?
Die Frage des passenden Heizungssystems ist entscheidend. Hier gibt es riesengroße Unterschiede, die zu beachten sind. Auch spielen in diesem Zusammenhang der energetische Zustand des Gebäudes oder auch die Verfügbarkeit von Erdgas eine entscheidende Rolle. Die nebenstehende Tabelle gibt eine erste Übersicht. Aber am Ende des Tages entscheidet ein ausführliches Gespräch mit dem Kunden unter Abwägung aller Faktoren über den tatsächlichen Einbau. Uns ist wichtig, dass der Kunde langfristig mit seiner Entscheidung zufrieden ist und die Investition in einem ausgewogenen Kosten- / Nutzen-Verhältnis steht.
Sie erwähnten den hydraulischen Abgleich. Was ist das?
Beim hydraulischen Abgleich werden die unterschiedlichen wasserseitigen Widerstände der Heizkörper angeglichen, indem die Komponenten der Heizungsanlage – also Heizkörper, Thermostatventile, Pumpen und Rohre – optimal aufeinander abgestimmt werden. Dies ist inzwischen Grundvoraussetzung für die Förderung. Problem ist nur, dass viele Installationsbetriebe diese Dienstleistung nicht anbieten. Dann wird auch gerne einmal auf die Förderung verzichtet. Das ist meines Erachtens nach nicht zielführend. Erstens macht der hydraulische Abgleich aus Effizienzgründen wirklich Sinn, zweitens macht es aber überhaupt keinen Sinn, auf 40 % Förderung zu verzichten. Wir schulen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Hinsicht regelmäßig und garantieren damit auch für die Erfüllung dieser Fördervoraussetzung. Bei größeren Bestandsimmobilien ist der hydraulische Abgleich mit sehr hohem Aufwand verbunden und die Wirtschaftlichkeit darf hinterfragt werden. Die hierfür benötigten Kapazitäten, um zeitnah die Forderung der Politik umzusetzen, gibt es derzeit nicht am Markt. SCHETTER ist in der Lage, seine langjährigen Kunden zu bedienen. Im Bereich der Wohnungswirtschaft herrscht hier aber leider Überforderung. Von daher sehen wir es nicht unbedingt als Nachteil, dass der aktuelle Entwurf zum Gebäudeenergiegesetz auf diese Verpflichtung im Bestand verzichtet.
Gilt das alles auch für den Neubau?
Die attraktive Förderung bezieht sich im Wesentlichen auf Bestandsgebäude. Der Neubau geht bei der Förderung relativ leer aus. Hier setzt die Regierung auf Ordnungsrecht, also Zwang. Wir erwarten in Kürze das neue Gebäudeenergiegesetz. Dort werden wir schwarz auf weiß nachlesen können, dass die energetischen Anforderungen an den Neubau immer weiter steigen werden. Bis hin zu dem Punkt, dass wir wahrscheinlich ab 2025 nur noch Gebäude nach KfW-40-Standard errichten werden dürfen. Der Standard bedeutet, dass nur 40 % Primärenergie im Vergleich zu einem Referenzgebäude benötigt wird. Das hat massive Auswirkungen auf die Kosten für den Neubau. Ich bin gespannt, zu welcher Lösung sich die Politik wird durchringen können.
Welche Konsequenzen hat all dies auf die gewerbliche Wohnungswirtschaft?
Hier steigen die Kosten ebenfalls, aber die Förderung gilt auch uneingeschränkt für die Wohnungswirtschaft. Zudem bieten wir inzwischen Mietkauf-Modelle an oder der Vermieter entscheidet sich gleich für ein Wärmecontracting. Das macht insbesondere dann Sinn, wenn von dezentraler Wärmeversorgung, zum Beispiel Gas-Etagenheizungen, auf eine zentrale Wärmeversorgung umgestellt wird. Im Rahmen solch tiefgehender Sanierungsmaßnahmen sind die Kosten für Wärmeverteilung und -übergabe oft deutlich höher als die des Wärmeerzeugers. Selbstverständlich bieten wir von SCHETTER auch umfangreiche Contractinglösungen im Wohngebäudebereich an.
Was empfehlen Sie Ihren Kunden in so unruhigen Zeiten?
Es kommt auf Eigenverantwortung an. Die Politik wird langfristig nicht die Heizkostenrechnung aller Bürger begleichen können. Ziel muss sein, den Energieverbrauch im Gebäude zu reduzieren. Mögliche Ansätze sind hierbei Dämmung, Optimierung der Bestandsanlagen, Auswahl der richtigen Hybridheizung oder Photovoltaik. Jeder für sich ist für die Umsetzung in seinem Bereich selbst verantwortlich – egal, ob Mieter oder Eigentümer. Aber: Die jeweilige Einsparmaßnahme ist höchst individuell, vom richtigen Lüften bis hin zu anspruchsvollen Heizungssystemen oder energetischen Vollsanierungen von Gebäuden. Wir unterstützen hierbei gerne, sowohl im Privatkunden- als auch im Gewerbekundengeschäft.
Lassen Sie uns zum Schluss noch über Ihr Unternehmen sprechen. Was steht bei Ihnen an?
Wir werden dieses Jahr unser 100-jähriges Jubiläum gebührend feiern. Das Motto des Jubiläumsjahres lautet: ,,Eine Familie. Ein Team. Eine Zukunft.". Das ist natürlich ein ganz wichtiger Meilenstein für uns. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die langfristige Bindung von hoch qualifiziertem Personal an unser Unternehmen, damit wir unseren Kunden Topansprechpartner bieten können. Daher tun wir alles, um für unsere Mannschaft ein guter Arbeitgeber zu sein. SCHETTER ist aktuell der größte Ausbildungsbetrieb in der Region. Wir beschäftigen 32 Auszubildende in den Bereichen Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Mechatroniker für Kältetechnik, Technischer Systemplaner und Industriekaufleute. Neun der bei uns ausgelernten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen wir derzeit dabei, ihren Techniker-, Meister-, Ingenieur- oder Fachwirt-Abschluss zu erlangen. Nur wer ausbildet, hat zukünftig auch ausreichend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und: Wir haben hohe Ansprüche. Diese Kombination zahlt sich aus. Basierend darauf können wir die Qualität unserer Arbeit stetig verbessern. Am Ende profitiert davon unser Kunde. Das ist und bleibt unser Anspruch.